17. Schrot&Korn-Leserwahl: Deutschlands beste Bio-Läden 2020 prämiert - mit Tatort-Kommissar Felix Klare

13.02.20 – Vielfalt zeichnet die Landschaft der Biofachgeschäfte aus – dies zeigt auch die diesjährige Kür der Besten Bio-Läden Deutschlands 2020. Denn so entschieden 51.671 Verbraucher: Ganz unterschiedliche und besondere Laden-Persönlichkeiten bestimmen dieses Mal die Spitze. Freuen können sich nun fünf Gold-Gewinner mit den Bestnoten im Gesamteindruck. Verliehen wurden die begehrten Ähren der Schrot&Korn-Leserwahl auf der BIOFACH-Messe in Nürnberg von „Tatort-Kommissar“ Felix Klare. Sie gingen zwei Mal nach Niedersachsen und je ein Mal nach Bremen, Hessen und Baden-Württemberg. Bewertet wurden insgesamt 2.648 Läden.

Die Gold-Gesamt-Gewinner in den einzelnen Kategorien sind:

Bio-Supermärkte Naturkost Kornblume in Lingen (NS)
Bio-Fachgeschäfte Abakus Naturkost in Bremen sowie B!Othek by petra röhrig in Schlüchtern (He)
Kleine Bio-Läden Laden im Schafbrühl in Tübingen (BW)
Bio-Hofläden Biohofladen "Zwei Eichen" in Bomlitz (NS)

(Einzelportraits auf Folgeseiten)

Vielfalt als organisches Prinzip

„Die diesjährige Leserwahl hat gezeigt, dass erfolgreiche Bio-Läden eine vielseitige Ausprägung haben und von ganz unterschiedlicher, sehr persönliche Haltung der Betreiber geführt werden“, sagt Anja Karwacki, Projektleiterin beim bio verlag. „Die Bio-Kunden unterstützen mit ihrem Einkauf auch gerne die Läden und ihre Inhaber mit ihren ganz vielfältig ausgeprägten Werten.“

„Die Bio-Geschäfte haben in vielerlei Hinsicht mehr zu bieten als reine Bio-Lebensmittel zu verkaufen. Ihnen gelingt es, sich mit Individualität von eher unpersönlichen Supermärkten und deren Bio-Sortimenten zu differenzieren. Wer also ein authentisches, faires Bio-Einkaufserlebnis suche, wird auch in Zukunft den Fachhandel aufsuchen“, so Karwacki.

Die 17. Leserwahl zeigt, wie dialogorientiert und interessiert Fachhandels-Bio-Kunden sind. Sie möchten ihrem Lieblingsladen etwas mitteilen und auch mitgestalten. Gleichsam wird deutlich, dass erfolgreiche Bio-Läden mit viel individueller Kundennähe und einem auf die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten zugeschnittenen Sortiment punkten.

Die Gewinnerportraits im Einzelnen 

Es gibt Urkunden in vier Ladenkategorien, damit jede Ladengröße eine Chance hat: Hofläden, kleine Bio-Läden (bis 99 m2), mittlere Bio-Fachgeschäfte (bis 399 m2) sowie Bio-Supermärkte (ab 400 m2). Diesmal wurden zwei Fachgeschäfte prämiert, weil sie ein gleichwertiges Ergebnis erzielt hatten.

Bester Hofladen: Auf der Spur des Kräuterwissens

Der Biohofladen „Zwei Eichen“ in Bomlitz ist ein ganz besonderer Gold-Gesamt-Gewinner. Er ist geprägt durch die Lebensgeschichte und die naturverbundene Profession der beiden Betreiber Jürgen und Natalie Leutnant. Vor 30 Jahren haben sie ganz klein angefangen. Die zwei Eichen waren der einzige Baumbestand. Die Leutnants begrünten und bebauten die verlassene Hofstelle und erschufen so Stück für Stück eine eigene Bioland-Gärtnerei mit gut zwei Hektar. Später kamen weitere Bauten und Ferienwohnungen hinzu. Rundherum sind Hecken gewachsen, die die Gärtnerei gegen Gülle und Pestizide der konventionellen Landwirtschaft schützen. Maß der erste Hofladen noch 25 m², betreten die Kunden heute einen 200 m² großen Vollsortimentsladen. Eine Besonderheit ist die Bio-Gärtnerei. Sie wird von Teja Leutnant geleitet, dem ältesten Sohn. Hier sind über 1000 m² mit Glas und Folie überdacht. Entsprechend nimmt frisches Gemüse einen großen Platz im Hofladen ein. Alte Tomatensorten findet man hier ebenfalls oder in der Hauptsaison bis zu 40 Apfelsorten. Je nach Jahreszeit gibt es auch Gemüse-Jungpflanzen, Blumen und Kräuter in Töpfen. Auch ein Heilkräuter­garten gehört zum Hof. Aus ihren Pflanzen stellt die studierte Biologin und Lehrerin Natalie Leutnant in ihrer Kräutermanufaktur eigene Produkte für den Laden her: Kosmetik, Salben, Tinkturen und Tees. Auch ein Buch über Heilkräuterwissen hat sie bereits geschrieben. Dies gibt dem Hofladen Profil und Kompetenz in Gesundheitsfragen. Der Laden hat an zwei Tagen die Woche geöffnet. Zwei weitere Tage sind Jürgen und der jüngste Sohn Friedemann Leutnant, der zuständig für den Frischeeinkauf ist, mit ihrem Marktstand auf dem Wochenmarkt in Soltau. Ein weiterer Markttag kam seit 2020 in Walsrode hinzu. Überhaupt scheinen die Leutnants mehr Zeit und Engagement mit nicht unbedingt ladentypischen Aktivitäten zu verbringen. Als Bioland-Gärtnerei beliefern sie wöchentlich 20 Schulen mit gut 3000 Schülern im Rahmen des niedersächsischen Schulobst/-Gemüseprogramms. Auch Restaurants gehören zu ihren Kunden. Und für die Kunden, die zu 90 Prozent Stammkunden sind, werden viele Aktionen angeboten. Dies ist sicherlich ein entscheidender Erfolgsfaktor bei der Leserwahl: Verköstigungen, Kräuterführungen, Seminare für Naturkosmetik mit der Volkshochschule, Workshops zum Selbstherstellen von Kräuterprodukten, Teilnahme an Pflanzenmärkten, Weihnachtsfeier im Laden für Kunden. Sogar begleitete Heilpflanzen- und Kulturreisen auf Öko-Höfe nach Russland gehören hier zum Angebot, denn Natalie ist in Moskau geboren. Ebenso zählen Tage der offenen Tür und des offenen Gartens zum Programm sowie Aktionen zu essbaren Wildkräutern, Blüten und Wildgemüse und zum Kräutergarten mit adaptogenen Pflanzen. 

Das besondere Profil des Biohofladens „Zwei Eichen“ ist, dass viele der angebotenen Frischeprodukte wirklich vom eigenen Hof der Inhaber stammen. Die Kunden kaufen hier auch solidarisch ein, weil sie das Projekt unterstützen. Es bedeutet für sie Authentizität und Regionalität. Sie schenken den Betreibern ihr Vertrauen und erkennen ihre handwerklich-gärtnerische Leistung an. Mit „Zwei Eichen“ ist ein Gesamt-Gold-Gewinner 2020 gekürt worden, der mit naturverbundenen Persönlichkeiten punktet, mit Inhabern, die mit fachlicher Kräuter­kompetenz und vielfältigem Engagement ihre Kunden überzeugen können.

Bio-Läden: Tante-Emma-Flair im Ökodorf

Der Schafbrühl ist auch als eine der ersten Öko-Siedlungen Deutschlands bekannt. Hier befindet sich auch der Beste kleine Bioladen 2020 (bis 99 m²): Der Laden im Schafbrühl gründete sich bereits 1985 als anthroposophisch ausgerichtete Händler-Verbraucher-Erzeuger-Genossenschaft. Diese Ursprünge als alternatives Wirtschafts- und Handels­modell prägen noch heute das Sortiment und den Umgang zwischen Kunden und den heutigen Ladenbesitzern: Mutter Eleni Leontidou war bereits in den 90ern eine der sieben Gesellschafterinnen des Genossenschaftsladens. Heute sind sie und ihre beiden Söhne die Inhaber des Ladens im Schafbrühl, Sohn Orestis Kalpakidis ist auch Geschäftsführer. Er absolvierte im nahegelegenen Reutlingen seinen Abschluss als Wirtschaftsingenieur im Produktions­management. Doch wie früher bereits seine Mutter fing auch er als Nebenjobber im Laden im Schafbrühl an, bis er mehr und mehr Stunden übernahm. Ihm gefällt der Umgang mit den Kunden: „Ich kann hier viel einsetzen, was ich im Studium gelernt habe. Und mit Zahlen konnte ich schon immer gut umgehen.“

Aber immer noch ist Eleni Leontidou die Seele des Ladens. Sie kam als Kind mit neun Jahren nach Deutschland. Ihr Großvater bewirtschaftete in Griechenland Obstplantagen und baute Gemüse ohne Spritzmittel nach dem Mondrhythmus an. Auch ihr Vater, der in Deutschland einen Gemüsegarten hatte, verzichtete auf Pflanzenschutzmittel.

Leontidou ist immer da, mal gesprächsbereit, mal zurückhaltend, so wie sie die Kunden aus langjähriger Erfahrung einschätzt. Sie freut sich besonders, wenn sich auch Kinder im Laden wohlfühlen. Der Schwerpunkt des klassischen Bio-Sortiments liegt bei der Frische und der Kosmetik, dies vorzugsweise in biologisch-dynamischer Qualität und möglichst aus der Region. Samenfeste Sorten und Saisonalität sind wichtig. Auch Bruderhahn-Eier gibt es. Wurst, Fleisch und Maultaschen, frisch ein­geschweißt im Kühlregal, stammen aus der Region vom Hof von Ernst Hermann Meier, dem „Rinderflüsterer“, einem streitbaren Pionier der Tierhaltung, der Ohrmarken verweigert und ohne Schlachttiertransporte auskommt (Uria-Projekt). Zudem gibt es griechische Spezialitäten wie Olivenöl, Bergtee oder andere landestypische Bio-Produkte.

Seit Beginn ist der Laden anthroposophisch und nicht nur auf Lebensmittel ausgerichtet. So findet man hier auch Bücher und anthroposophische Literatur, Schulbedarf, Märchenwolle oder spezielle Bienenwachskerzen. Rundum besitzt dieser 89 m² große Naturkostladen ein echtes Tante-Emma-Flair.

Hierher kommen die Kunden nicht nur zum Einkaufen - sondern auch wegen der Begegnungen. Aus Kontakten entstehen schon mal Freund­schaften. Wer länger im Laden oder auf der Bank vor der Tür verweilt, bekommt auch einen heißen Kaffee angeboten. Der Laden liegt eingebunden in die moderne und gleichzeitig dörflich wirkende Öko-Siedlung: viel Grün, Platz zum Einfach-nur-Dasein und Freiraum zum Spielen. Kinder kommen ganz alleine zum Einkaufen, mit einem Zettel in der Hand. Gern dürfen sie im Laden auch mal mithelfen oder ihre eigenen Bilder als Wandschmuck da lassen. Kunden können auch anrufen und besondere Produkte bestellen. Einige bestellen Getreide aus der Region. Es gibt zwar keinen expliziten Lieferservice, doch wer nicht gut zu Fuß oder mal krank ist, bekommt auf Nachfrage seinen Einkauf auch nach Hause und die Treppen hoch getragen.

Die studentisch geprägte Stadt Tübingen besitzt zwar eine hohe Bio-Laden-Dichte. Doch der „Laden im Schafbrühl“ zeigt, dass Bio-Angebote in unter-schiedlichsten, individuellen Ausdrucksformen ihre Kunden finden. Inhabergeprägte, sehr persönlich geführte Bio-Läden bieten ein angenehm sympathisches Gegengewicht zu einer einförmigen, zentral gesteuerten Handelslandschaft in den Städten.

 

Bei den mittleren Bio-Fachgeschäften gibt es dieses Jahr zwei Gewinner: Abakus in Bremen und „B!Othek by petra röhrig“ in Schlüchtern.

Mittlere Bio-Fachgeschäfte: Mitgliederladen in der Szene

Einmal geht die Goldmedaille für das beste mittelgroße Bio-Fachgeschäft (100 bis 399 m2an Abakus Naturkost in Bremen. Mitten in einem alternativen Szeneviertel gelegen, hängt hier die Attac-Fahne im Schau­fenster. Als Mitgliederladen bietet Abakus seinen Kunden ein anderes Geschäftsmodell. 1.300 Mitglieder zahlen eine feste monatliche Gebühr und bekommen dafür alle Produkte für nur 10 Prozent über dem Einkaufspreis. Alle anderen zahlen den vom Hersteller empfohlenen Verkaufspreis. Natürlich darf man hinter der schlichten Fassade keinen Schicki-Micki-Laden erwarten, hier ist es bodenständig. Der Bio-Kunde findet alles zwischen Gemüse und Fleisch. Was nicht da ist, besorgt Lothar Zumfelde zusammen mit seinem Team umgehend. Er beschäftigt gern Leute mit Migrationshinter­grund, sieht sich selbst auch als Weltbürger. Außer einem wöchentlichen Angebots- und Info-Newsletter – den Lothar Zumfelde auch schon mal für politische Statements nutzt – macht der Laden keine Werbung. Die Kunden scheinen sich auch so zu der Art zu bekennen, wie er sein Geschäft betreibt. 

Lothar Zumfelde ist inzwischen 67 Jahre alt und wirklich ein Welt­bürger. Denn geboren und dreisprachig aufgewachsen ist er in Caracas, Venezuela. Erst 1972 kam er nach Deutschland. Bis er 1998 seinen damals nur 65 m² großen Bio-Laden aufmachte, hat er eine bewegte berufliche Laufbahn absolviert: Lehre zum Groß- und Außenhandels­kaufmann, dann umgeschult zum Zimmermann und weiter zum bio-dynamischen Landwirt. In Ostfriesland bewirtschaftet er einen Hof, hier lernte er auch die Idee einer „Food-Koop“ kennen. Dann wurde er Maschinenbauer und baute zehn Jahre Windkraftanlagen auf. Als späterer Betriebsrat schied er aus der Windkraft­firma mit hoher Abfindung aus. Davon zahlte er seine Eigentums­wohnung ab und eröffnete den Laden. „Mir geht es doch gut“, sagt er heute, und den Gedanken, wegen der immer noch steigenden Mitgliederzahl ein weiteres Geschäft zu eröffnen, hat er wieder aufgegeben.

Ein Kunde beschreibt die Atmosphäre im Laden sehr treffend: „Hier im Laden entschleunigt man immer so schön“. Und finden können die Kunden hier so ziemlich alles: Etwa 4.800 Produkte werden auf den 164 m² angeboten. Neben einem bunten Obst- und Gemüsebereich gibt es auch mehr als 130 verschiedene Weine, dazu Käse und auch Fleisch- und Wurstwaren. Stille Verkostungen gehören für Zumfelde dazu. Werbung eher nicht. Dafür engagiert er sich lieber bei einem fairen Bio-Kaffee-Anbau-Projekt in Afrika. Gelegentlich organisiert er auch Reisen zu den Herstellern dorthin.

Lothar Zumfelde steht somit auch heute noch für all das, was in den Anfängen der alternativen Bewegung fester Bestandteil der Bio-Szene war: Er ist die Identität des Ladens, dieser trägt seine persönliche Handschrift und folgt nicht dem Zeitgeist. „Der Laden ist auch Politik“ drückt Zumfelde seine Haltung aus. Den Wettbewerb scheut er kaum, denn durch die Mitglied­schaft erhalten Kunden auch hochpreisige Artikel wie beispielsweise Natur­kosmetik wesentlich günstiger. Aus dem Lateinischen abgeleitet, ist der Claim des Ladens nicht umsonst „Abakus – Naturkost, die sich rechnet“. Hier wird nicht versucht, mit gleichförmigen Filialsystemen zu konkurrieren, das Abakus in Bremen ist ein durch und durch inhabergeprägter Laden mit Kunden, die „jetzt erst recht“ bei ihm kaufen. Zumfelde erinnert sie bei ihrem Einkauf auch daran, ihre kleinen, ganz persönlichen Träume und Sehnsüchte nicht aus den Augen zu verlieren.

Mittlere Bio-Fachgeschäfte: Mit Beratung und persönlicher Note

Die zweite Goldmedaille für das beste mittelgroße Bio-Fachgeschäft (100 bis 399 m2) geht an die „B!Othek by petra röhrig“ in Schlüchtern. Petra Röhrig führt drei Biotheken und die in Fulda war bereits 2015 Gesamt-Gold-Gewinner. Auf den jüngeren Laden in Schlüchtern stieß sie per Zufall: Eine Kundin teilte ihr mit, ein Reformhaus dort stünde leer und besorgte die Telefonnummer vom Vermieter. Der jetzige Gesamt-Gold-Gewinnerladen 2020 in Schlüchtern vermittelt vom Gesamteindruck und Sortiment her nun auch die intelligente Verbindung eines Reformhaus- und Bio-Laden-Konzeptes. Beratungsintensität steht hier im Vordergrund. Die Hälfte des Sortiments sind erklärungsbedürftige Produkte, Kosmetik, Nahrungs­ergänzungsmittel und Accessoires. Naturkost-Lebensmittel unterstreichen das Sortiment, dabei nimmt der Umfang der Trockenware zu. Milchprodukte gibt es in der Kühltheke, Gemüse jedoch nicht. Dafür Know-how über basische Ernährung, Naturkosmetik, Makrobiotik umso mehr. Auch Events veranstaltet der Laden.                                        

Trotz der 100 m² ist alles übersichtlich präsentiert, lädt zum Bleiben und Ausprobieren ein. In dem kleinen Ort Schlüchtern ist die Biothek fast konkurrenzlos, der nächste große Bio-Laden ist 30 km entfernt. Neben der Beratung setzt Röhrig mit ihrem Ladenteam zunehmend auf Regionalität, sogar einen eigenständigen Regalabschnitt nur mit Regionalprodukten gibt es.

„Beratung, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, angenehme Einkaufs­atmosphäre, es muss gut riechen, angenehmes Licht, angenehme Musik - wenn das alles stimmt, kann eigentlich nichts passieren" – so beschreibt Petra Röhrig ihr Konzept, das wie maßgeschneidert durch ihre Person, ihre Kompetenz und ihre sympathische Art unterstützt und getragen wird.

Mit der B!Othek in Schlüchtern hat Petra Röhrig ein weiteres Mal  bewiesen, dass kleine Fachgeschäfte erfolgreich sind, wenn sie auf den örtlichen Gegebenheiten aufbauen, sehr kundenorientiert sind und persönlich geführt werden. Röhrig nutzt auch Socialmedia wie Facebook und Instagram gezielt zur Information und Werbung. Sie verkauft nicht nur – sie betreibt als studierte Ernährungsberaterin und Naturkosmetikerin auch Informations- und Aufklärungsarbeit.

Bester Bio-Supermarkt: Unternehmergeist mit Familiensinn

Bereits zum zweiten Mal geht die Schrot&Korn-Ähre an den Bio-Supermarkt Kornblume in Lingen als Gold-Gesamt-Gewinner. Die Besonderheiten des Ladens sind neben dem Schwerpunkt Frische die umfangreiche Kosmetikabteilung und Kompetenz als zertifiziertes Naturkosmetik-Fachgeschäft. Auch ein großes Weinsortiment zählt dazu. Mit über 12 Metern Länge gibt es eine besonders große Käse-Bedien-Theke für 300 Sorten, dahinter vier extra geschulte Käse-Fachkräfte. Weiterbildungen gibt es für die Mitarbeiter regelmäßig. Oftmals veranstaltet die Kornblume auch Käse-Wein-Probieraktionen, Koch-Abende mit Herstellern oder jedes Wochenende Live-Kochaktionen mit regionalem und saisonalem Gemüse. Ebenso führt das Geschäft ein einladendes Bistro, alles in edlem Ambiente mit Naturholz und Stein, schön licht­durchflutet vor großen Fenstern. Das modern-gemütliche Ambiente wird vom ökologischen Grundgedanken getragen, der Nanni und Ralf Brinker schon seit der Eröffnung antreibt. Zwei der erwachsenen Söhne arbeiten mittlerweile auch im Geschäft, gemeinsam in einem bestens beratungsgeschulten Team. Für den letzten Schritt in die 560 m² große Innenstadtlage haben die Brinkers fast ihre gesamte Existenz aufs Spiel gesetzt. Aber nach zwei Gold-Gesamt-Gewinnen bei der Schrot&Korn Leserwahl 2018 und 2020 kann man wohl zu Recht sagen, Mut und Investitions­bereitschaft zahlen sich aus. Dabei haben die beiden ihre Fachhändler-Karriere ganz klein mit 56 m² angefangen: Er als Zivildienst­leistender und sie als Germanistik-Studentin im Jahre 1987. Die Regale zimmerten sie da noch selbst. Damals gab es in Lingen keine Bio-Produkte und sie wollten etwas „Sinnreiches“ tun. „Also haben wir es selber gemacht“, so Ralf Brinker, als wäre das nicht eine ganz persönliche, weitreichende Entscheidung für ein Leben als Bio-Kaufleute gewesen. Denn zu der Zeit war noch nicht absehbar, ob es eine 6-köpfige Familie ernähren könnte. Die Brinkers aber wollten bei jeder Vergrößerung und Professionalisierung von 90 über 145 auf 560 m² als „Familie Brinker“ immer erkennbar bleiben. Der alte Holztresen musste deshalb bei jedem Umzug mit und ziert bis heute den Bio-Supermarkt. Es steht zu erwarten, dass in den nächsten Jahren die Söhne in die Fußstapfen der Eltern treten und den Laden übernehmen. Neben der Sortimentstiefe setzen die Brinkers auch auf Trends: Unverpackte Trockenware oder Frischkäse in Weck-Gläsern, Coffee-to-go gibt es im Mehrwegbecher-Pfandsystem. Auch vegane Produkte haben wegen der CO2-Debatte zugelegt. Kunden werden jünger, vielleicht durch den „Greta-Effekt“? Transparenz sei zudem wichtig, zu wissen, woher die Ware kommt. Das Beispiel der Kornblume in Lingen zeigt sehr schön: Bio hat einen weiten Weg zurückgelegt, von den kleinen alternativen Anfängen bis hin zu supermodernen, professionell und persönlich geführten großen Fachgeschäften mit viel Atmosphäre. Auch in Lingen wollen die Bio-Kunden nicht nur wissen, was sie kaufen, sondern möchten die Menschen kennenlernen, die hinter dem Laden stehen. So entsteht Vertrauen – und das funktioniert im inhabergeführten Fachhandel sehr gut.

Bilder der Hauptgewinner und weitere Bilder und Infos ab 14.02. verfügbar unter: www.bioverlag.de/presse

Preisverleihung auf der BIOFACH 2020

Wann: Donnerstag, 13.02., 16.00 Uhr
Wo: Saal Brüssel (NCC Mitte)

 

Hintergrund

Neben den fünf Gold-Gewinnern mit Bestnoten im Gesamteindruck erhielten auch 172 weitere Bio-Läden Urkunden in Gold, Silber oder Bronze in fünf Kriterien. Diese sind zum einen die Qualität der Ware im Bereich Frische. Hier wurden Obst und Gemüse sowie Molkereiprodukte einzeln bewertet. Darüber hinaus zählen die Sortiments-Vielfalt, Fachkundige Beratung und Preis-Leistungs-Verhältnis dazu. Die Beliebtheit der Bio-Läden ist insgesamt hoch: Im Gesamteindruck gab es für alle Läden durch­schnittlich eine Schulnote von 1,5.

 

Besonderheit Schrot&Korn-Leserwahl: Individuelles Kundenfeedback

Eine besondere Stärke der Leserwahl ist, dass die Teilnehmer „ihrem Bio-Laden“ anonym Lob oder Kritik zukommen lassen können - über Kommentare auf den Wahlkarten oder online. Dieses Mal nutzten gut 75 Prozent der Kunden die Möglichkeit. Alle teilnehmenden Geschäfte können ihre Kunden so noch besser kennenlernen und die Anregungen nutzen, ihr Profil zu schärfen und Schwachstellen zu beheben. Gelobt wurden beispiels­weise „Persönlichkeit, Herzlichkeit, Fachwissen“ sowie die „freundliche und kompetente Beratung“ und „familiäre Atmosphäre“, aber auch „die Vielfalt an hochwertigen Produkten“ oder schlicht „Parkplätze“. Wünsche wie „Abfüll­stationen“, „mehr unverpackte Ware“ oder „bessere Schulungen des Personals“ sowie „bessere Kennzeichnung“ oder „mehr Wert auf samenfeste Sorten“ kann der Laden als Anregung wahrnehmen.

 

Pressekontakt:

Imke Sturm, bio verlag GmbH, 63741 Aschaffenburg
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
imke.sturm@bioverlag.de
Tel.: 0172 – 32 50 222 (auf der Messe auch per SMS/Hallenlärm)

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